Business Yoga: So beugst du Stress und Burnout vor

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Termin- und Erfolgsdruck, ständige Erreichbarkeit und tägliches Pendeln gehören für viele Arbeitnehmer zum beruflichen Alltag. Nicht selten reagiert der Körper darauf mit Stresssymptomen – das ist eine natürliche körperliche Reaktion, eine hormonelle Hilfestellung zur Bewältigung der anliegenden Herausforderungen. Werden wir einem solchen Zustand über einen zu langen Zeitraum ausgesetzt, kann chronischer Stress jedoch zu Folgeerkrankungen führen. Business Yoga ist ein Weg, einer stressbedingten Gesundheitsschädigung schon am Arbeitsplatz entgegenzuwirken.

1Stress als Problem im Berufsalltag

Stress und Burnout
Die beruflichen Anforderungen wie Termin- und Erfolgsdruck, auf die der Körper oft mit Stresssymptomen reagiert, erfordern einen körperlichen und geistigen Ausgleich.

Manchmal ist Stress ein subjektives Phänomen, aber genau genommen bedeutet es für den Körper keinen Unterschied, ob es sich dabei um selbstgemachten, gefühlten oder echten Stress handelt. Das muss auch gar nicht zwingend zu unserem Nachteil sein: Positiver Stress (Eustress) führt zu einer erhöhten Aufmerksamkeit, die ausgeschütteten Stresshormone bewirken eine Leistungssteigerung – zumindest vorübergehend.

Hält der Stresszustand an, ohne dass das vegetative Nervensystem eine Möglichkeit für einen Ausgleich erhält, schlägt die Wirkung der körpereigenen Hormone in das Gegenteil um. Die Folgen sind oftmals psychische Probleme, die von Lustlosigkeit über Depressionen bis hin zu Angstzuständen reichen können. Dazu gesellen sich ebenso häufig körperliche Begleiterscheinungen: Muskelverspannungen gehören noch zu den vergleichsweise harmloseren Symptomen, allerdings sind auch Herzkreislauferkrankungen – wie Bluthochdruck oder Herzrhythmusstörungen – nicht ausgeschlossen, genauso wie Beeinträchtigungen des Immunsystems oder ein gereizter Darm. Im schlimmsten Fall droht ein Burnout.

Bewusstseinsforscherin und Buchautorin Tanja Seehofer beschreibt den Prozess zum Burnout im Interview als einen schleichenden, bei dem es aber deutliche Warnsignale gibt. Dazu zählt beispielsweise ein Gefühl der ständigen Überforderung – beruflich, emotional, sozial – und eine zunehmende Antriebslosigkeit abseits des Arbeitsalltags. Spätestens in einer solchen Situation ist ein Gegensteuern zwingend notwendig.

2Die Suche nach der Work-Life-Balance

Der Ausgleich zum Berufsalltag fällt aufgrund des zeitlichen Aufwands oftmals weg – obwohl er das allgemeine Wohlbefinden so wichtig ist.
Der Ausgleich zum Berufsalltag fällt aufgrund des zeitlichen Aufwands oftmals weg – obwohl er das allgemeine Wohlbefinden so wichtig ist.

Das Problem ist, wenn der Ausgleich zum Stress am Arbeitsplatz nicht, wie eigentlich gedacht, in der Freizeit stattfinden kann. Oft fehlen Zeit und Kraft, um nach Feierabend den physisch wie psychisch notwendigen Ausgleich zu leisten. Dabei wäre der, je nach Stressfaktor der Arbeitsumgebung, umso wichtiger, um einerseits das persönliche Wohlbefinden und andererseits die Leistungsfähigkeit im Job zu erhöhen.

In dieser Hinsicht ist es sowohl für Arbeitgeber wie auch für Arbeitnehmer von Vorteil, dass Yoga und seine Anwendungsbereiche die Kriterien der Betrieblichen Gesundheitsförderung erfüllen. Dabei geht es, im Sinne beider Parteien, um den langfristigen Erhalt der Gesundheit der im Betrieb Mitwirkenden. Die dazu 2007 verabschiedete Luxemburger Deklaration ist daher als eine Erweiterung des Arbeitsschutzes zu sehen, mit dem vor allem Arbeitsunfälle und Berufskrankheiten vermindert werden sollen. Sie ist inhaltlich weiter gefasst: Angestrebt ist eine Verbesserung von Arbeitsorganisation und Arbeitsbedingungen, genauso wie eine aktivere Mitarbeiterbeteiligung und eine Stärkung der persönlichen Kompetenzen.

Im Rahmen eine darauf basierenden betrieblichen Gesundheitsförderung kann Yoga bei der Bewältigung psychosozialer Belastungen – also Stress – durch eine Förderung von individuellen Kompetenzen zur Stressbewältigung am Arbeitsplatz, der Entspannung und einer gesundheitsgerechten Mitarbeiterführung beitragen. Da insbesondere Büroarbeit zu Erkrankungen des Muskel-Skelett-Systems beiträgt, ist Yoga auch in dieser Hinsicht eine denkbar geeignete Form der Prävention. Bei regelmäßiger Anwendung profitieren die Arbeitnehmer von dem größeren Wohlbefinden am Arbeitsplatz, die Arbeitgeber wiederum können sich über ausgeglichene und leistungsfähige Mitarbeiter freuen.

3Yoga für das Büro

Yoga-Pausen mit den Kollegen fallen unter die Betriebliche Gesundheitsförderung
Yoga-Pausen mit den Kollegen fallen unter die Betriebliche Gesundheitsförderung

Im Arbeitsleben gibt es für Yoga drei übergeordnete Anwendungsgebiete, die sogenannten drei P’s:

  • Problemlinderung: Das meint zum Beispiel die Linderung stressbedingter Verspannungen oder Schlafstörungen.
  • Prävention: Darunter fallen Übungen zur Vorbeugung typischer Beschwerden, wie sie durch Stress oder Bewegungsmangel hervorgerufen werden.
  • Potentialentwicklung: Die durchgeführten Übungen sollen in den Bereichen Gesundheit, Energie und Leistungsfähigkeit nicht oder nicht mehr genutzte Potentiale wieder wecken.

Mit Hilfe von Business Yoga wird daher vielfach in erster Linie der Stressabbau vorangetrieben, wodurch langfristig das Risiko eines Burnouts reduziert werden kann. Ebenso wichtig sind aber zudem die körperlichen Aspekte, wie die weitverbreiteten Muskelverspannungen. Da durch die Übungen das stressverursachende Hormon Cortisol abgebaut werden kann, dienen sie gleichermaßen. Insofern ist Yoga als ganzheitliche Lehre, die körperliche Betätigung, mentales Training, Atmung und Ernährung einschließt, wie maßgeschneidert für die umfassende Entspannung vom Büroalltag.

Die positiven Effekte fallen bei einer gemeinsamen Yoga-Pause mit den Kollegen wahrscheinlich nicht so groß aus, wie das bei individuell passgenau abgestimmten, womöglich zu Hause durchgeführten Übungen der Fall ist. Immerhin geht es darum, möglichst alle Mitarbeiter mit ihren jeweils ganz unterschiedlichen körperlichen Voraussetzungen und Altersklassen zu mehr körperlicher Betätigung zu bewegen. Was wiederum keineswegs bedeutet, dass nicht auch kürzere und weniger komplexe Übungen bei der Stressbewältigung helfen können.

4Achtsamkeit im Berufsleben

Achtsamkeitsmeditationen helfen in verschiedenen Bereichen bei der Stressbewältigung – und sorgen so für ein entspanntes Arbeiten.
Achtsamkeitsmeditationen helfen in verschiedenen Bereichen bei der Stressbewältigung – und sorgen so für ein entspanntes Arbeiten.

Eines der wichtigsten Hilfsmittel für ein erfolgreiches Stressmanagement, das die Yoga-Philosophie uns bietet, ist die Achtsamkeit. Sie dient gleichermaßen der Stressbewältigung und der Stressvermeidung, indem zum einen dabei hilft, im gedanklichen Durcheinander wieder einen Fokus zu finden und zum anderen durch die gänzlich andere Sichtweise auf innere und äußere Stressfaktoren genau diese zu vermeiden.

Denn Achtsamkeit stattet uns zwar mit der nötigen Aufmerksamkeit für die alltäglichen Verrichtungen des Berufsalltags aus. Allerdings sorgen dessen Anforderungen oft genug dafür, dass diese Aufmerksamkeit bei dem Versuch, Termine, Informationen und Aufgaben zu bewältigen doch verloren geht – klassischer Stress also, der im schlimmsten Fall eine Entfremdung von den Inhalten der Arbeit und den Kontakt zu uns selbst zur Folge hat.

Für derartige Fälle wurde in den 1980er Jahren, federführend von dem amerikanischen Professor Jon Kabat-Zinn, eine Methode zur Stressbewältigung durch Achtsamkeit entwickelt: Mittels der „Mindfulness-Based Stress Reduction“ (MBSR) soll die praktizierte Achtsamkeit in den Alltag und somit auch in das Berufsleben übertragen werden können. Wegen der Wirksamkeit der MBSR bei psychiatrischen, psychosomatischen und stressbedingten Erkrankungen ist sie inzwischen auch Bestandteil verschiedener psychotherapeutischer Programme, so Diplom-Psychologin Britta Hölzel.

Die Effekte betreffen vier unterschiedliche Bereiche – die Aufmerksamkeitsregulation, das Körpergewahrsein, die Emotionsregulation und die Perspektive auf das ‚Selbst‘. Eine Möglichkeit der Beeinflussung dieser Aspekte ist die Achtsamkeitsmeditation. Die kann, bei regelmäßiger Anwendung, beispielsweise Lern- und Gedächtnisprozesse fördern und darüber hinaus auch solche Bereiche des Gehirns verändern, die für emotionale Reize zuständig sind.

Im Ergebnis ist es so möglich, durch die Meditation die Aufmerksamkeitsleistung zu steigern, insbesondere hinsichtlich des Ausblendens von Störreizen und der bewussten Konzentration auf eine bestimmte Sache. Da sich die Meditationen daneben oft um sensorische Empfindungen drehen, führen sie ebenfalls zu einer sehr viel bewussteren Wahrnehmung von Körperempfindungen. Ein solcher Effekt lässt sich auch mit regelmäßigen Ujjayi-Atemübungen erzielen.

Das wiederum wirkt sich in ähnlicher Weise auf emotionale Empfindungen aus, die dadurch ebenfalls bewusster erfahren werden. Daraus ergibt sich für praktizierende Yogi die Möglichkeit, sehr viel besser und regulierter auf emotionale Reize zu reagieren. Aus Achtsamkeit folgt also auch eine größere Gelassenheit, aber auch ein gesteigertes Empathievermögen: Ein besseres Verständnis für die eigenen Emotionen ist so auch auf die Gefühlsregungen der Mitmenschen übertragbar – für ein harmonischeres, entspanntes Miteinander im Berufsleben ist das Voraussetzung und Zugewinn gleichermaßen.

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