Yoga für Übergewichtige? Na klar!

Warum Yoga bei runden Körperformen ideal ist

Menschen mit Übergewicht fühlen sich in unserer Kultur, unserer Gesellschaft oft hässlich, sie passen nicht in das aktuelle Schönheitsideal. Schnell kommen Zweifel an der eigenen Willenskraft auf, das Selbstbewusstsein und die Liebe zu sich selbst leiden. Ängste, dass „die anderen schon wieder gucken“, dass getuschelt und der Kopf geschüttelt wird.

Die meisten Übergewichtigen schämen sich daher auch, sich vor anderen zu bewegen und zu trainieren. Teamsport ist für viele ein Alptraum. Und Yoga erst! Das Bücken, Strecken und Beugen – wie das nur aussieht vor den anderen! Doch bevor du dir selbst einredest: „Die Bewegungen kriege ich erst gar nicht hin“, haben wir hier ein paar Gegenbeweise.

Und ob Yoga was für Dicke ist!

1Klar kannst du das!

„Ernähr dich doch einfach gesünder, beweg dich mehr oder iss doch mal weniger!“ „Denk an deinen Bluthochdruck!“ Die „wohlmeinenden“ Kommentare der anderen kennst du sicher alle – mindestens jedoch die Blicke, die genau das sagen. Dabei bringen genau diese Ratschläge den meisten überhaupt nichts beim Abnehmen. Viele übergewichtige Männer und Frauen quälen sich beim Workout im Fitnessstudio, beim Laufen oder anderen Sportarten. Dabei macht es ihnen gar keinen Spaß, zudem gehen viele der Sportarten gehörig auf die Gelenke.

Yoga hingegen ist die sanfteste Bewegungsform, die ich kenne. Und das Wunderbarste an Yoga: Es kann von jedem praktiziert werden! Denn die Bewegungen passen sich an dich an, nicht du an feste Programme oder Trainingsziele. Die integrierte Meditation hilft dir zudem, zu dir selbst zu kommen und dich mal ganz auf dich zu konzentrieren.

yoga-fuer-dicker-expertin

„Wohlfühl-Yoga“ nennt etwa die Yogalehrerin Manuela Wafig ihre XL-Yogastunden, die sie speziell auf Menschen mit Übergewicht abgestimmt hat. „Meine Schüler sind genau so, wie sie sind, bei mir herzlich willkommen“, sagte die selbstbewusste Frau uns im
Interview.

„Yoga bekämpft deinen Frust vor dem Es geht nicht, die Freude an der Bewegung wird wieder geweckt“.

Wie recht sie doch hat!

Übrigens, was das Thema Schönheit betrifft: Einige der größten und meist verehrten Götter im Hinduismus sind alles andere als gertenschlank: Schau dir zum Beispiel mal die wunderbaren Geschichten des weisen und lebensfrohen Ganesha an!

2Was bringt dir Yoga überhaupt?

Yoga hat den großen Vorteil, dass du die Übungen und Bewegungsabläufe so variieren kannst, wie du es brauchst, kannst und möchtest. Und du kannst dich nach und nach steigern, Asanas verfeinern und hinzufügen.

Yoga hilft dir nicht nur beim Abnehmen. Hier sind einige grandiose Yoga-Vorteile, die du dir bewusst machen solltest:

  • Yoga macht deine Gelenke und deine Muskulatur stärker
  • Dein Selbstwertgefühl wird gestärkt und du lernst, deinen Körper zu akzeptieren und zu lieben
  • Du kräftigst deine Organe, etwa Herz, Lunge und Gehirn
  • Dein Rücken, dein Nacken, Hals und Schultern, deine Beine und Arme werden trainiert
  • Deine Balance und deine Konzentrationsfähigkeit werden besser
  • Du wirst innerlich ruhiger und gelassener; gut gegen Bluthochdruck
  • Du linderst Schmerzen, die etwa durch eine falsche Körperhaltung ausgelöst werden

3Was ist das Besondere an Yoga für Übergewichtige?

Prinzipiell ist es für übergewichtige Menschen oft erst einmal schwieriger, bestimmte Asanas auszuführen, etwa weil der Bauch oder eine größere Oberweite im Weg sind. Wenn du Probleme hast, bestimmte Streckungen oder Beugungen zu erreichen, stehen dir Hilfsmittel zur Verfügung, etwa der Yogagurt, Yogablöcke oder Yogapolster. Sie unterstützen dich bei der Ausführung und lassen sich individuell und flexibel einstellen und einsetzen. Auch ein Stuhl oder eine Bank können bei vielen Asanas hilfreich sein – genau das Gleiche gilt übrigens auch für Schwangere mit einem dicken Bauch.

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Es gibt – unabhängig von den Yogastilen – für alle Asanas Varianten. Kannst du etwa hinter dem Rücken nicht die Arme umgreifen, halte dich an den Händen. Kommst du nicht in den Schneider- oder Lotussitz, versuche eine andere Sitzhaltung zu praktizieren, etwa eine einfache Form von Muktasana. Schmerzen dir die Knie in der Sitzhaltung, lege Yogablöcke zur Unterstützung unter.
Gib dir einen Ruck und frag einfach mal im Yogastudio an. Erkläre ihnen deine Wünsche und Vorstellungen, aber auch deine Zweifel und Ängste. Vielleicht werden sogar extra Kurse für Übergewichtige angeboten.

4Finde deinen eigenen Weg!

Wichtig ist es, dass du einen Yogalehrer oder eine Yogalehrerin findest, die dich versteht und auf deine Bedürfnisse eingehen kann. In der Yogaklasse zählst nur du selbst, es geht nicht darum, mit oder gegen andere anzutreten, es geht nicht um Aussehen, Können oder Erfahrungen. Es geht nur um deine innere und körperliche Stärkung, dass du zur Ruhe kommst und deinen Geist sowie deine Muskeln, deine Gelenke und deine Beweglichkeit kräftigst. Yoga ist einmal umgekehrt zu deinem Alltag: Die Übungen passen sich an dich an, nicht du an sie.
Eine erste Übersicht über die verschiedenen Yogastile kannst du dir hier anschauen.

An Asanas kannst du zum Beispiel einmal die Stehende Vorwärtsbeuge (Uttanasana) oder den Sonnengruß ausprobieren. Anantasana (Vishnu’s Couch) ist eine Dehnübung und wird im Liegen praktiziert. Dabei liegst du auf der Seite mit geradem Körper, deine Fußzehen sind gestreckt. Unterstütze deinen Kopf mit deiner Hand, indem du Ellenbogen auf die Yogamatte aufstützt. Das obere Bein streckst du nach oben und versuchst, mit der Hand an den Fuß zu greifen.

Uttanasana

Mit Virabhadrasana 1 (Der Krieger 1) trainierst du deine Stärke und deine Ausdauer, verbesserst deine Standfestigkeit und dein Gleichgewichtsgefühl. Du streckst deine Organe und deinen gesamten Körper. Aus dem Stand zeigt ein gebeugtes Bein nach vorne, das andere ist nach hinten gestreckt. Deine Arme zeigen gerade nach oben, dein Blick geht geradeaus. Beziehe immer deine Atmung mit ein!

virabhadrasana-1

Probier dein persönliches Yoga – Workout einfach mal aus! Du solltest nicht den Anspruch haben, die Übungen von Anfang an perfekt hinzubekommen. Schritt für Schritt wirst du merken, wie dein Körper flexibler und stärker wird. Jede Yogastunde wird dich stärker machen!

2 thoughts on “Yoga für Übergewichtige? Na klar!

  1. Helen says:

    Schön einen Artikel zu finden der sich auch mal abseits von der schillernden “Katalog Yoga Welt” abhebt. Ich finde Menschen mit Beschwerden, Schmerzen, körperlichen Einschränkungen und auch Übergewicht sollten noch stärker in der Yogawelt beachtung finden. Zumindest schreiben wir ja immer wieder darüber, dass jeder mit Yoga beginnen kann. 🙂 Dann sollten wir auch passende Angebote für verschiedene Bedürfnisse bereit halten. Danke für Euren Artikel
    Liebe Grüße Helen

  2. bava says:

    Herzlichen Dank für Ihren Beitrag, die Welt ein bisschen bunter zu gestalten. Ich selbst habe Übergewicht, und jetzt vor ein paar Wochen mit Yoga begonnen. In einer seit längerer Zeit bestehenden Gruppe, und ohne spezielle Rücksicht auf mich als Übergewichtige.

    Nach der ersten Stunde meinte die Yoga-Lehrerin gar, sie würde mich nie wieder sehen, und freute sich sehr, als ich ihr sagte, dass ich weiter machen wolle… Aber klar, es fällt verdammt schwer, und manche Übungen kann ich (noch) nicht mitmachen – aber zum Glück bekomme ich wirklich viel Zuspruch – auch von anderen Teilnehmerinnen – und siehe da, es wird von Woche zu Woche besser, auch wenn ich nach jeder Yoga-Stunde schweißgebadet bin 🙂

    Also: Aufruf an alle – Yoga tut gut, wenn man auf seinen Körper hört, die Dehnungen mitmacht (aber selbstverständlich nur so, dass es ein Ziehen gibt, und keine Schmerzen).

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