Barrierefreier Yogaunterricht mit hörgeschädigten Menschen

Barrierefreier Yogauntericht

Geschätzt sind 19% der deutschen Bevölkerung über 14 Jahre hörbeeinträchtigt, d.h. ca. 12-13 Mio. Einwohner – Tendenz steigend. Die Hörschädigung ist ein umfangreicher Begriff für verschiedene Formen der Hörbeeinträchtigung. Darunter fallen unterschiedliche Grade der Schwerhörigkeit und die Gehörlosigkeit hinein. Auch Menschen mit einem Cochlear Implant, einer implantierten Hörprothese, zähle ich mit in diese Gruppe. Menschen mit einer (oder 2) Hörprothese(n) können die Hörfähigkeit eines Hörenden erreichen, doch sobald das Gerät ausgeschaltet oder defekt ist, sind sie auf einem (oder beiden) Ohren taub.

Yogaunterricht mit schwerhörigen und tauben Menschen

Yogalehrer AusbildungEssentiell für den Umgang mit schwerhörigen und tauben Menschen als YogalehrerIn im Yogaunterricht, ist eine langsame und deutliche Aussprache, eine ausdrucksstarke Mimik und Gestik und die Beherrschung der deutschen Gebärdensprache notwendig. Eine der größten Barrieren für hörgeschädigte Menschen ist die Kommunikation mit der hörenden Welt. Daher ist es wichtig, dass der/ die YogalehrerIn den Umgang mit Hörgeschädigten und die Gebärdensprache beherrscht, aber auch einen Einblick in die Kultur der hörgeschädigten Welt hat.

Die Idee Yoga für hörgeschädigte Menschen zu unterrichten, kam mir vor über 10 Jahren, als ich feststellte, gegen welche Barrieren ich als Hörgeschädigte im Yogaunterricht für hörende Menschen stieß. Da viele Yogalehrer nicht mit dieser Materie zu tun haben, wissen Sie oft nicht damit umzugehen. Einmal gab ein Yogalehrer die Bemerkung “Hm, das ist schlecht!” als ich sagte, dass ich meine Hörgeräte rausnehmen muss, da sie sonst durch den Schweiß kaputt gehen. Es ging um eine geführte Vinyasa-Yoga-Klasse in der der Yogalehrer keine Möglichkeit sah, dass ich diese Klasse “nicht-hörend” wahrnehmen konnte. Mit dieser und etlichen anderen Erfahrungen beschloss ich einen Weg zu finden für Hörgeschädigte barrierefrei Yoga anzubieten, aber auch hörende Menschen dazu einzuladen daran teilzuhaben.

Herausforderung: Zweisprachiger Yogaunterricht

Für mich ist es immer wieder eine Herausforderung gemischte Klassen zu unterrichten, da zum einen die Bedürfnisse der hörgeschädigten und hörenden Kultur sehr unterschiedlich sind und zum anderen die deutsche Gebärdensprache grammatikalische und andere Unterschiede zur deutschen Lautsprache aufweist. Ich halte demzufolge den Yogaunterricht zweisprachig. Als Yogalehrerin erfordert dieser Unterricht ein hohes Maß an Konzentration und Ausdauer.

Es ist einfacher und weniger zeitintensiv den Hörenden verbale Anweisungen zu geben, die u.a. zeitgleich befolgt werden können. Anders ist es mit dem Unterricht für Hörgeschädigte. Hier werden und müssen die Übungen und Techniken elementar auseinander genommen und Schritt für Schritt erklärt werden. Oft führe ich die Übungen vor und übe dann gemeinsam mit den hörgeschädigten Teilnehmer nochmals alles durch. Dann üben die Teilnehmer alleine und ich beobachte jeden Schritt und korrigiere gegebenenfalls.

Im Yogaunterricht für Hörgeschädigte ist es sehr wichtig den Bewegungsradius klein zu halten und das Gesicht und der Körper sollte nach vorn zu den Teilnehmern gerichtet sein. Es kostet den TeilnehmerInnen sonst mehr Kraft und Konzentration, wenn ich als Yogalehrerin die Position zu häufig wechsele. Auch die Aufstellung der Teilnehmer sollte im Kreis oder in einer Dachform erfolgen, so dass alle Schüler den Yogalehrer gut wahrnehmen können. Nur so kann ich einen verständlichen und qualitativen Yogaunterricht für diese Menschen gewährleisten.

Barrierefreier Yogalehrerunterricht

Mission: Barrierefreier Yogaunterricht

Unterricht für Hörgeschädigte und Hörende offeriere ich in Yoga (und Thaimassage) Retreats und Workshops im In- und Ausland. Mir ist es sehr wichtig beide Kulturen und Welten inklusiv und barrierefrei miteinander zu verbinden. Mein Anliegen in diesen Retreats und Workshops ist es auch, die Scheu, Unsicherheit und Unwissenheit beider Seiten “auszumerzen”. Aufklärung, Information, Sicherheit und Verständnis erfahren und lernen die Teilnehmer durch zwischenmenschliche Erfahrungen, d.h. durch den direkten Kontakt und Austausch mit Hörgeschädigten und Hörenden.

Die Teilnehmer bauen Mut, Selbstsicherheit und Verständnis auf und erkennen, dass es nicht um Grenzen oder Einschränkungen geht, sondern um Besonderheiten und die Wahrnehmung und Einstellung gegenüber einem selbst und dem anderen. Und die Menschen, egal welcher Beschaffenheit, ganz und individuell in ihrem Dasein inklusiv in diese Welt einzubeziehen, wahrzunehmen und anzuerkennen – das ist mein “Svadharma”, meine Mission.

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