Death Metal & Yoga: Interview mit Benjamin Rakidzija

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Benjamin Rakidzija ist Schriftsteller und Yogalehrer. Er praktiziert seit vielen Jahren Yoga und ist seit drei Jahren Lehrer in Deutschland und Kroatien. Zuvor war er das komplette Gegenteil: 8 Jahre ist er als Sänger einer Death Metal Band im In- und Ausland herumgetourt. Wenn man mit ihm spricht, ist das das Letzte, was man erwarten würde: ruhige Ausstrahlung, leise Stimme, langsame Gesten. Er ist angekommen. Oder geht die Reise weiter? Wir haben mit ihm gesprochen.

Benjamin Rakidzija, wie sah dein Leben vor dem Yoga aus?

Benjamin Rakidzija: Ich war damals Sänger einer recht bekannten Death Metal Band. Wir hatten jede Woche ein Konzert, einmal auch in Athen. Zur selben Zeit habe ich meinen Magister in Philosophie und Geschichte gemacht, den ich in 2007 in der Tasche hatte. Es war eine sehr dynamische, aber auch theoretische Zeit. Mein Kopf war voll mit vielen Dingen, und trotz acht Jahren Philosophie-Studiums hatte ich nicht das Gefühl, aufgeklärt zu sein.

Was hat dich zu deinem Wandel bewogen? Gab es einen ausschlaggebenden Punkt, der dich zum Yoga gebracht hat?

Benjamin Rakidzija:Ich stand zweifellos an einem Wendepunkt in meinem Leben, mit 25 Jahren. Ich verließ die Death Metal Band (nach 8 Jahren), um mich auf mein Studium zu konzentrieren, und die Beziehung mit meiner damaligen Freundin ging in die Brüche. Meine Endnote im Studium war 1,0. Das hatte ich mit einem sehr hohen Preis erlangt. Körperlich und geistig war ich sehr geschwächt, vermutlich hatte ich ein Burnout. Ich reiste 3 Wochen nach Kroatien, um in der Sonne zu liegen. Da traf ich meinen ersten Zen Meister. Ich habe mich entschieden, aus den 3 Wochen, 7 Jahre zu machen. Ich bin dann 7 Jahre aus Deutschland fort gewesen, habe Zazen geübt und Yoga kennengelernt. Es hat mir im wahrsten Sinne das Leben gerettet.

Nach 7 Jahren intensiver Praxis verspürte ich eine tiefe Dankbarkeit, was ich durch Yoga und besonders Zazen erfahren durfte. Es stand für mich außer Frage, dass ich es an andere weitergeben musste.

Wie hat deine Yogalehre begonnen? Wo hast du Yoga gelernt?

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Benjamin Rakidzija: Ich habe bei verschiedenen Lehrern gelernt, manche bekannt, manche unbekannt. Einen großen Einfluss auf mich hatte mein erster Lehrer, Ante Samodol, ein kroatischer Lehrer aus Sibenik. Er hat einen eigenen Yogastil entwickelt, der mein Herz und meinen Geist geöffnet hat. Ich lernte auch bei Marco Mandrino und Massimo Monti aus Italien/ Costa Rica, außerdem bei verschiedenen Lehrern in Deutschland und Österreich. Ich besuchte Sesshins von Paul Haller (USA) oder Shodo Harada Roshi (Japan). Wenn du mich aber fragst, wo habe ich Yoga oder Meditation gelernt, so muss ich sagen: Ich habe es zu Hause in meinem Zimmer in Sibenik gelernt, bei der Achtsamkeit meines Atems. Die Reise zu mir selbst, und die Öffnung meines Herzens, führte bei mir vor allem über die Abgeschiedenheit. Die meiste Kraft kommt für mich aus der Stille.

Was hat dir Yoga gelehrt?

Benjamin Rakidzija: Dass ich einen Körper und Geist habe, die gepflegt werden wollen. Dass ich keinen Einfluss auf meinen Atem habe und ich nichts dagegen oder dafür tun kann, dass ich atme. Dass ich in Abhängigkeit mit meiner Umwelt stehe und untrennbar mit ihr verbunden. Dass ich sehr klein in diesem Universum bin, und ein großes Herz besitze, das es zu füllen gilt.

Jetzt bist du selbst Yogalehrer, was machen deine Yogastunden besonders?

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Benjamin Rakidzija: Yoga und Meditation ist nichts Besonderes. Wenn ich eine Meditationsgruppe oder ein Zazenkai leite, sage ich:

Das was wir hier tun, ist nichts Besonderes. Wir sitzen nur und folgen der Methode.

Wie auch Shunryu Suzuki sagt: Unser Weg ist nicht zu sitzen, um etwas zu erreichen, sondern um unsere wahre Natur auszudrücken. Das ist unsere Praxis. Das ist ein sehr schöner Satz und ich glaube, man kann ihn auf das Yoga und vieles andere anwenden. Wir üben Yoga, und mit dem Üben ist unser Ziel bereits erreicht. Wir gehen spazieren oder essen, und mit dem Spazierengehen und dem Essen ist unser Ziel erreicht.

Was ist dein Lieblingsyogastil?

Benjamin Rakidzija: Am meisten hat mich der Yogastil meines ersten Lehrers geprägt, eine Mischung aus Hatha Yoga, QiGong und anderen Bewegungsformen. Heute gebe ich Workshops in Yin Yoga, ein Stil, der mir sehr gefällt, weil er mich (auf behutsame Weise) flexibler machte. Aber ich sehe auch die Vorzüge von Vinyasa Flow und gebe gerne weiter, was ich dazu gelernt habe.

Du schreibst auch Bücher – worum geht es da hauptsächlich?

Benjamin Rakidzija: Das Schreiben ist tatsächlich ein wesentlicher Bestandteil meines Lebens. Ich schreibe Erzählungen, Aphorismen, Gedichte und Novellen. Mein neues Buch ist eine Sammlung mit Kurzgeschichten, die zwischen 2006 und 2016 entstanden sind. Im letzten Jahr erschienen die Briefe aus meinem Garten; ebenfalls Kurzgeschichten, bei denen ich den Stil von Cyrano de Berserac nachzuahmen versuchte. In 2012 erschien eine Sammlung mit 500 Aphorismen, die ich in meiner Zeit in Kroatien geschrieben habe. In Planung ist ein Buch über Yoga & Zen Meditation sowie ein weiteres literarischen Projekt. – Was ich noch hinzufügen muss: Ich habe gelernt, dass das Schreiben nicht alles ist im Leben. Früher, als ich studiert habe, dachte ich das Gegenteil.

Du bist als Mann Yogalehrer – siehst du noch Unterschieden zwischen Frauen und Männer im Yoga?

Benjamin Rakidzija: In Deutschland üben etwa 85% Frauen Yoga, und 15% Männer. In Kroatien habe ich oft erlebt, dass 50% Männer Yoga üben und 50% Frauen. Ich glaube, es hängt von der Kultur ab, wie Yoga in die Gesellschaft integriert ist und welches Bild von Yoga in einer Gesellschaft besteht. Was ich zur Praxis selbst sagen kann: Männer tun sich meist schwer, wenn es um Hüftübungen geht. Frauen dagegen schwitzen recht schnell, wenn sie eine Weile in Chaturanga ausharren sollen. Aber ich glaube, es gibt keinen deutlichen Unterschied von Männern und Frauen im Yoga. Wir alle suchen den Weg zu unserem wahren Selbst, wir alle wünschen uns eine innerliche Befreiung und Aufklärung des Geistes, einen angstfreien Umgang mit uns selbst, unseren Eltern, Freunden, Kollegen, mit dieser Welt. Da kommt es nicht aufs Geschlecht an.

Hast du in nächster Zukunft noch neue Projekte und Pläne in Bezug auf deine Yogareise?

Benjamin Rakidzija: Ich biete seit drei Jahren Yogaurlaube in verschiedenen Ländern an. Nächstes Jahr unterrichte ich im Mai in Österreich und Kroatien, im Juni und Juli in Italien (nahe Rom), danach geht es in die Schweiz und Ende August auf die Insel Iz, in Dalmatien. Alle Termine findet man auf meiner Webseite. – Ich liebe es, an verschiedenen Orten zu arbeiten und die Menschen, Anfänger oder Fortgeschrittene, für Yoga und Meditation zu begeistern. Es bereichert unser Leben, besonders in dieser kritischen und aufgeregten Zeit.

2 thoughts on “Death Metal & Yoga: Interview mit Benjamin Rakidzija

  1. Sascha says:

    Hallo, Sascha mein Name. Der Bericht hat mir recht gut gefallen. Und ich kann das ganze bloß bestätigen. Ich bin ein ehemaliger Basser von einer Melodic Black/ Deathmetall Band 🙂

  2. Pingback: Sport- und Fitnessblogs am Sonntag, 27.11.2016

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