Du bist eine gute Yogalehrerin (auch ohne Handstand)

handstand

Diesen Artikel schreibe ich für alle YogalehrerInnen, die sich immer wieder selbst in Frage stellen und sich mit anderen vergleichen. Und auch für diejenigen, die immer noch mehr Workshops besuchen müssen, und noch mehr Bücher lesen müssen, bis sie sich dann endlich kompetent genug fühlen eine gute Yogaklasse zu unterrichten.

Du kommst gerade von einem intensiven Seminar Wochenende nach Hause und bist im Grunde genommen voll mit neuen Informationen und tollen Selbsterfahrungen – aber an Stelle Deinen Wissenszuwachs zu genießen und es stolz mit anderen zu teilen, fokussierst Du Dich nur darauf was Du alles immer noch nicht kannst und weisst.

Ich will Dir gerne den Weg weisen hin zu dem Mut, den es braucht einfach ins kalte Wasser zu springen, Dich auszuprobieren auch wenn Du noch lange lange nicht perfekt bist und niemals sein wirst.

Ich kenne diesen Perfektionsanspruch nämlich von mir selber und ich weiß mittlerweile wie sehr er mich in der Vergangenheit blockiert hat.

Es ist so eine wertvolle Erkenntnis, wenn Du entdeckst, dass Du so wie Du jetzt bist genug bist! Vertraue darauf, dass Du nur Schüler anziehen wirst, die wirklich etwas von Dir lernen können.

Ich erinnere mich noch an meine allererste Therapieeinheit, die ich als frisch gebackene Ergotherapeutin durchgeführt habe. Ich hatte einen knall roten Kopf und dachte die ganze Zeit nur: “Ohhh mein Gott bitte mach, dass es schnell vorbei ist, denn ich weiß nichts und kann bestimmt niemanden bei seinen Problemen helfen..!” Damals dachte ich, ich muss zuerst mal erleuchtet sein um irgend jemandem bei seiner psychischen Weiterentwicklung behilflich sein zu können.

Nachdem ich meiner Mutter von diesem Erlebnis erzählt habe, hat sie zu mir gesagt:

„ Vertraue darauf, dass Du nur solche Patienten bekommen wirst, denen Du wirklich weiterhelfen kannst im Leben“

Und so war es bis heute immer.

Beim Yoga ist es genauso! Vertraue darauf, dass Du Deine ganz persönliche Note hast zu unterrichten und dass Du genau die Schüler anziehen wirst, die davon profitieren.

Ich habe aus diesem Grund dann auch einfach schon während des ersten halben Jahres meiner Yogalehrerausbildung angefangen zu unterrichten. Klein, fein und gemütlich, bei mir Zu Hause. Zuerst nur mit ein paar Freundinnen und später dann auch mit Freunden von Freunden und Bekannten.

Oft ist es so, dass wir schon ganz viel zu geben haben und anstatt es mit der Welt zu teilen behalten wir es für uns, weil wir glauben es sei noch nicht gereift oder vertieft genug.

Aber lass doch wirklich mal diese Idee an Dich heran, dass das gar nicht sein muss…

Sharing is caring

Verstecke nicht Dein Licht vor der Welt! Fang einfach an zu teilen was Du schon hast und Du wirst merken wie es mehr und mehr an Tiefe gewinnt. Aber ohne Verbissenheit oder angestrengten Perfektionismus.

Also wann immer Du Dich selbst wieder mit anderen vergleichst oder glaubst nicht gut genug zu sein lies Dir die folgenden 3 Gründe durch warum Du eine gute Yogalehrerin bist auch wenn Du noch keinen Handstand kannst.

1Flow Feeling

Eine gute Yogalehrerin zeichnet sich nicht zwangsläufig durch eine abgefahrene Asana Praxis aus sondern durch ihr Fähigkeit eine heilsame Atmosphäre zu schaffen, in der die Schüler sich selbst näher kommen können.



Nach meiner Erfahrung sind die intensivsten Stunden, solche in denen der Asana Flow recht simpel und dafür die Atmung tief und gleichmäßig sowie der Fokus ausgerichtet bleibt. Verzettel Dich also nicht mir den neuesten und coolsten Sequenzen und einer immer aktuellen Spotify Playlist sondern konzentriere Dich auf das Wesentliche!

Wie Atmen Deine Schüler? Halten Sie den Atem an oder werden kurzatmig? Dann solltest Du vielleicht einen Gang runter schalten und doch mal lieber wieder eine kleine Pause in der Kindhaltung einlegen. Denn auch wenn Du tausend mal sagst, dass sie sich ausruhen dürfen, sie werden immer versuchen mitzuhalten um genauso gut zu sein wie die andern.

An dieser Stelle ist es also tatsächlich Deine Aufgabe die Stunden so zu gestallten, dass alle Schüler in ein Flow Gefühl kommen.

2Ich bin gut so wie ich bin


Deine eigene Praxis darf sich langsam und stetig weiterentwickeln! Je achtsamer und liebevoller Du mit Dir selbst umgehst desto mehr strahlst Du diese Qualität auch aus und gehst als gutes Beispiel voran.



Wenn Du Dich selbst dabei ertappst wie Dein Ego mit Dir durch geht und Du beim Vormachen einer Übung unbedingt zeigen willst, wie toll Dein Spagat ist, anstatt didaktisch wertvolle Tips und den sinnvollen Einsatz von Props zu demonstieren (lies mehr dazu in meinem Artikel über den sinnvollen Einsatz von Yoga Zubehör
) atme tief durch und sage Dir innerlich: Ich bin gut genug so wie ich bin – ich muss niemandem etwas beweisen.

3Glaubensätze


Es ist auf jeden Fall toll, wenn man einen Handstand kann – keine Frage.

Aber ein guter Yogi bist Du dadurch nicht automatisch!

Ich weiss, ich kann das tausendmal wiederholen und ein Teil in Dir wird einfach weiterhin glauben: Ich muss erst noch dies lernen und jenes und dann bin ich gut genug! Diese Glaubenssätze sind teilweise über Jahre hinweg entstanden und haben sich gefestigt und nur weil Du mal einen Blog Artikel liest mit aufbauenden Worten wird sich das auch nicht von jetzt auf gleich ändern.

Aber lass Dir gesagt sein, es lohnt sich an den Glaubenssätzen zu arbeiten, denn genauso wie man sie aufbauen kann… kann man sie auch wieder abbauen und sich neue aussuchen




Schreib Dir auf einen Zettel groß Deinen neuen Glaubenssatz und hänge ihn an mehreren Orten in Deiner Wohnung auf, wo Du ihn immer wieder siehst. 
Der neue Glaubenssatz könnte lauten:


Ich bin gut genug so wie ich bin!


Ich bin genug!


Probier es mal aus und schreibe mir gerne welche Erfahrungen Du damit gemacht hast.


7 thoughts on “Du bist eine gute Yogalehrerin (auch ohne Handstand)

  1. Claudia says:

    Liebe Milena, danke für deinen Artikel. Ich konnte mich darin stark wiederfinden. Nicht nur weil ich auch Ergotherapeutin bin, sondern weil ich mich direkt nach dem Abschluss der Yogalehrer Ausbildung ins unterrichten “gestürzt” habe. Gar nicht zu lang darüber nachdenken – einfach los gehen.
    Der Glaubenssatz Zettel ist ein ganz wunderbarer Weg um seine eigenen Muster zu durchbrechen.

    Danke deine liebevollen Worte.
    Claudia

  2. Milena says:

    Liebe Claudia,

    ja genau so 🙂 Wie schön, dass Du auch Ergo bist …ist wirklich eine wunderbare Ergänzung zum Yoga.
    Ganz liebe Grüße an Dich
    Milena

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