Tantra Yoga: Was Du über die Tantra-Lehre wissen musst (plus Übungen)

Tantra Yoga


Tantra – denkst Du dabei an komplizierte Sexstellungen? Damit liegst Du nicht ganz richtig. Tantra Yoga ist nicht das Kamasutra, sondern eine spirituelle Praktik. Spiritualität durch Sex, Erleuchtung durch Ekstase quasi. Hier erfährst Du, was genau dahinter steckt und wie Du Tantra Yoga selbst ausprobieren kannst. Für mehr Spaß im Bett und Deine spirituelle Entwicklung.

1 Was ist Tantra Yoga? Mehr als nur Sex?

Tantra ist eine Yoga-Art. Konkret gehört Tantra zum Kundalini-Yoga. Es ist eine spirituelle Praxis, bei der sexuelle Lust zur Erleuchtung führen soll. Dafür wird die Ekstase bewusst mit allen Sinnen erlebt: sehen, fühlen, hören, schmecken, riechen. Aber: Sex muss keine aktive Rolle spielen. Und beim Tantra Yoga musst Du nicht nackt sein. Es geht hauptsächlich um das Wahrnehmen von Lust und Energie. Manchen reicht es einfach nur wahrzunehmen, was im eigenen Körper passiert.

Der Begriff Tantra stammt aus dem Sanskrit. Einer altindischen Sprache. Übersetzt bedeutet er so viel wie Gewebe oder Zusammenhalt. Dahinter steckt die Idee, die individuelle Energie mit der universellen Energie zu verweben. Wie gesagt, geht es um eine spirituelle Praxis.

2 Die Geschichte des Tantra Yoga

Die Tantra-Lehre ist schon sehr alt. Die Ursprünge lassen sich auf das 2. Jahrhundert zurückführen. Voll entwickelt wurde die Tantra-Lehre etwa ab dem 7. oder 8. Jahrhundert. Sowohl im Hinduismus wie Buddhismus wird Tantra erwähnt. Insgesamt findet sich Tantra in über 5000 Jahren indischer Geschichte wieder.

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3 Wie wirkt Tantra Yoga?

Wie bereits erwähnt, beim Tantra Yoga steht Sex nicht unbedingt im Fokus. Manchen Menschen reicht es nur wahrzunehmen, was im eigenen Körper passiert. Und genau das kann wiederum beim Sex helfen. Wenn Du durch Tantra Yoga lernst, die Gedanken des Alltags hinter Dir zu lassen, abzuschalten und im Hier und Jetzt zu sein, kannst Du Sex – die schönste Nebensache der Welt – viel intensiver genießen.

4 Was zeichnet die Tantra-Lehre aus?

Die Tantra-Lehre zeichnet aus, dass es hauptsächlich um Dinge aus fortgeschrittenem Yoga geht. Also Meditation, Pranayama, Bandhas, Mudras und Asanas. Der Fokus liegt nicht auf Sex. Auch wenn das in der westlichen Welt anders wahrgenommen wird.

Tantra Yoga Yoginis

5Tantra & Meditation

Meditation ist ein Grundpfeiler im Tantra. Meditieren sorgt für das Ankommen bei sich sowie für das Sein miteinander. Bei der Meditation lernst Du anzunehmen, was ist. Im Hier und Jetzt zu sein, den gegenwärtigen Augenblick zu spüren. Im Internet findest Du jede Menge geführte Meditation (Meditation mit Audio-Anleitung). Tantra Meditation eignet sich übrigens nicht nur für Paare, sie kann auch alleine oder in der Gruppe praktiziert werden.

6Arten des Tantra Yoga

Tantra Yoga unterteilt sich in drei Arten: Weißes Tantra, Rotes Tantra und Schwarzes Tantra.

Weißes Tantra

Beim weißen Tantra steht die Reinigung des Unterbewusstseins im Vordergrund, um sich für den Energiefluss zu öffnen. Die Annahme dahinter: Im Unterbewusstsein stecken viele Annahmen und Überzeugungen. Sie werden nicht bewusst wahrgenommen und können sich dennoch auf das tägliche Leben ungünstig auswirken. Etwa in Form von Gefühlen, Bedürfnissen, Fantasien oder dem Handeln. Das kann ablenken und Stress zur Folge haben. Zudem blockieren sie den Energiefluss. Die individuelle und universelle Energie können nicht verschmelzen.

Erreichen lässt sich die Reinigung durch zahlreiche Methoden, darunter auch Feuerzeremonien oder Pilgerreisen. Hauptsächlich aber geht es um Meditation und Yoga. Meist passiert das in einer Gruppe und mit einem Partner. Die Teilnehmer tragen dabei weiße Kleidung. Weiß gilt als stärkend und neutralisierend für die Aura. Die jeweiligen Übungen dauern 31 oder 62 Minuten. Oft beinhaltet eine Session mehrere Übungen. Ziel ist, einen Zustand zu erreichen, in dem Verstand, Körper, Geist und Seele als Einheit agieren können.

Rotes Tantra

Kann die Energie frei fließen, gilt es die Verschmelzung im roten Tantra zu praktizieren. Es wird also sinnlich. Das sexuelle Vergnügen wird mit bestimmten Übungen verstärkt.

Schwarzes Tantra

Beim schwarzen Tantra geht es um Manipulation. Deshalb wird diese Art der Tantra-Lehre manchmal mit schwarzer Magie gleichgesetzt. Konkret ausgedrückt: Um eigene Ziele zu erreichen, sollen Energien und Menschen manipuliert werden.

7Die weibliche Rolle in Tantra

Beim Tantra gibt es zwei Energieströme – Shiva und Shakti. Sie sind zwei entgegengesetzte Energiepole. Shiva und Shakti werden in der menschlichen Gesellschaft durch den Mann und die Frau repräsentiert. Aber jeder Mensch hat beide Pole inne (man spricht dabei auch von Yin und Yang). Die Rolle der Frau – als Blumengarten der Glückseligkeit und himmlische Göttin – ist es, den Samen des Mannes einzufordern. Wichtig zu wissen: Im Tantra übernimmt die Frau die Initiative. Sie fordert den Samen ein. Das muss nicht auf physische Art sein, der Mann muss nicht zwangsläufig beim Tantra kommen. Auch eine spirituelle Befruchtung ist möglich oder sogar erwünscht.

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8Tantra Yoga: Was hat Yoga mit Sex zu tun?

“Und was hat Tantra Yoga mit Sex zu tun”, wird immer wieder gefragt. Es wird klar, dass die Trennung zwischen “sexueller Energie” und “Energie” nicht existiert. Was ich im Tantra Yoga an Atem- und Entspannungstechniken lerne, wird meine Sexualität reicher machen, sofern ich diese Techniken anwende. Tiefe und “heilige” Sexualität hat mit Meditation zu tun, mit Kreativität und Bewusstheit, mit Kommunikation, damit sich die gemeinsame Extase erst im Körper ausbreitet und mich die Essenz meines Wesens erfahren lässt.: sat, cit, ananda – Seele Bewusstsein und Glückseligkeit. Meine Sexualität potenziert die Energie, die ich in meiner Bewusstseinsarbeit mit Tantra Yoga angesammelt habe.

Durga reitet mit uns ihren Tiger, und hilft uns, unsere inneren Dämonen zu bekämpfen – mit Leichtigkeit, Vertrauen, Konzentration und einem Lächeln.

9Welche Übungen/Partnerübungen zum Ausprobieren gibt es?

Tantra Yoga muss nicht kompliziert sein. Du musst kein Yogi sein, über jahrelange Yoga-Erfahrung verfügen oder superbeweglich sein. Vielleicht bist Du das alles, oder Du wirst es in Zukunft sein. Aber heute kannst Du mit einfachen Übungen auf Deine Tantra-Reise starten.

Besorge Dir eine Yoga-Matte oder eine ähnliche weiche Unterlage. Schalte Störfaktoren wie Dein Smartphone auf stumm und Radio und Fernseher ganz aus. Leise Meditationsmusik kannst Du spielen, aber nur bis zu einer Lautstärke, bei der Du Deinen Atem (und den Atem Deines Gegenübers, falls Du mit einem Partner oder einer Partnerin trainierst) gut hören kannst.

Los geht es mit den Übungen.

Übung zum Aufwärmen

Bei der Aufwärmübung streichelst Du Deinen Partner oder Deine Partnerin mit vorgewärmten Händen oder einer Feder von Kopf bis Fuß. Dann wechselt ihr und Du wirst gestreichelt. Ziel der Übung: die eigene Lust wahrzunehmen und zu steuern. Aushalten, statt übereinander herfallen, heißt die Devise.

Tantra Yoga Übung #1

Du und Dein Gegenüber knien auf der Yoga-Matte. Das Gesäß ruht jeweils auf den Fersen. Ihr seid euch so nah, dass ihr euch mit den Knien und der Stirn berührt. Die Hände habt ihr jeweils vor der Brust gefaltet. Schließt die Augen und atmet tief ein und aus. Konzentriert euch auf den Atem. Euren Atem und den Atem eures Gegenübers. Atmet so lange, bis ihr den Kopf abschalten könnt und den Alltag hinter euch lasst.

Wozu die Tiefenentspannung, aus der heraus ich in Bewegung komme?

Tantra Yoga Übung #2

Diese Übung ist intimer, ihr müsst dabei aber nicht unbedingt nackt sein. Kniet euch wieder auf die Yoga-Matte. Das linke Bein im 90° Winkel anheben und so abstellen. Dein Gegenüber nimmt die gleiche Position ein. Ihr seid euch so nah, dass sich eure Becken berühren. Schaut euch tief in die Augen. Umarmt euch und achtet auf Atem und Herzschlag des anderen. Haltet die Position mindestens zehn Atemzüge lang, dann könnt ihr die Position lösen.

Tantra Yoga Übung #3

Diese Tantra Übung heißt “Das Boot”. Yoga-Kenntnisse und gelenkige Beine sind von Vorteil. So gehts.

Setzt euch auf die Yoga-Matte. Hebt die Beine in die Luft und berührt euch mit den Fußsohlen. Greift euch gegenseitig an die Arme und haltet euch fest. Der Rücken ist so gerade wie möglich. Schaut euch in die Augen und konzentriert euch auf den Energiefluss.

Tantra Yoga Übung #4

Jetzt wird es heißer. Diese Übung geht angezogen, noch besser ist aber nackt. Ölt euch am ganzen Körper ein und lasst eure Körper bewusst langsam in einander gleiten. Nehmt den Geruch des Massageöls bewusst wahr. Konzentriert euch auf den Atem, den Körper und die Reibung.

10 Tantra Yoga: Die Freiheit des Selbst

Tantra Yoga am Strand
Foto: Mark Leib

Kaula Tantra Yoga ist im Uttara oder Kashmiri Shivaismus verwurzelt, einer der sechs Shiva Traditionen. Es ist die älteste praktizierte Yoga Form. Abgeleitet aus den Veden, basiert die Praxis auf metaphysischen Erkenntnissen. Die Adepten bringen ihr intrinsisches Energiesystem ins Gleichgewicht, um sich im “Unendlichen Bewusstsein” zu verankern. Tief verwurzelte Ängste und Spannungen werden gelöst. Es gelingt plötzlich, dass wahre Selbst von einem Ort der Liebe und Freiheit aus zum Ausdruck zu bringen. Man kann sich und Andere als göttliche Wesen wahrnehmen. Als “Nebeneffekt” wird der Körper stärker, flexibler und fester, das heisst auf natürliche Weise gesünder. “Ich kann aktiv sein ohne mich anzustrengen” wird zu festem Körperwissen, dass der Geist auch in Alltagssituationen umsetzen kann.

11 Tantra Yoga: Eine tantrische Schule

Durga´s Tiger School ist eine tantrische Schule: Viel Tanz, Kunst, Stimmarbeit, Gesang und schamanistische Ansätze werden integriert. Wichtig ist der Aufbau einer Gruppenenergie, die mich nährt: ich darf ganz bei mir sein und trotzdem Teil der Gruppe. Das macht stark, entspannt und hilft mir, mich auf eigene Prozesse einzulassen. In der vier bis zehn Wochen, die das Retreat dauert, habe ich genug Möglichkeiten, mich in Nähe und Distanz zu übern. Auf allen Ebenen wird mit den drei tantrischen Schlüsseln zur Lebendigkeit gearbeitet: Atem, Stimme, Bewegung. Es gibt nur wenige Regeln: “Tu was Du willst – aber tu es bewusst und in Liebe”.

Weiterführende Literatur / DVDs / Filme

Zum Thema Tantra Yoga gibt es jede Menge Bücher, DVDs und Co. Ein empfehlenswertes Buch heißt “Geheimnisvoller Tantra-Yoga: 18 Lektionen in Glückseligkeit”:

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One thought on “Tantra Yoga: Was Du über die Tantra-Lehre wissen musst (plus Übungen)

  1. Ute Sonntag says:

    Zitat:“Besser Du machst dein Asana nicht perfekt, aber nimmst wahr was in Deinem Körper passiert. Die Asanas sind nicht willkürlich erfunden. Dein Körper wird nach und nach erkennen, wie die Haltung ist. Wichtig ist, dass Dir nicht wieder einmal jemand von Aussen sagt, wie Du “richtig” bist. Nur Du weisst, was für Dich stimmt in jedem Moment”, sagt die unterrichtende Yogini. “Es ist eine spirituelle Disziplin, die Körper, Geist und Seele zusammenbringt. Trau Dir, deiner Wahrnehmung, Deiner Körperintelligenz. Das ist das Revolutionäre am Tantra Yoga.”

    Nichts daran ist revolutionär. Nichts daran ist Neu. YOGA ist schon immer so zu erklären. Bewegungen und Rückzug der Sinne, damit Vorstufe zur Mediation, ohne Selbstwahrnehmung geht das nicht usw. Warum wird immer wieder etwas angeblich Neu erfunden, wird es sonst langweilig… oder wegen der Aufmerksamkeit?
    Ute Yogalehrerin

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