Was haben Yoga und Kunst gemeinsam?

Was haben Yoga und Kunst gemeinsam?

Was haben Yoga und Kunst gemeinsam?

Bei beiden ist alles erlaubt. Wenn ich auf der Matte sitze, nur atme, in mich horche, dann gibt es den einen Moment, wo ich mich ganz annehme, in allem, was ich bin, wie ich gerade bin. Dann ist jeder Gedanke, der kommt und den ich zulasse, jede Reflektion über mich selbst erlaubt. Wenn ich morgens noch zu müde bin, um einen Sonnengruß zu machen und lieber leicht dösend meinen Träumen der Nacht hinterhersinne, dann ist das genauso in Ordnung wie ein Hund mit Füßen auf dem Boden.

Das ist für mich Yoga: mich selbst zu Wort kommen lassen, mir die Zeit zu nehmen, auf meine innere Stimme, meinen Körper zu lauschen und mich bewusst wahrzunehmen.

Und ich glaube, das ist auch in der Kunst so: Man hört in sich hinein und schaut, was einen da bewegt. Und wenn man es schafft, das, was man fühlt, in Worte, Bilder oder Töne zu fassen, dann ist es Kunst. Oder zumindest ein Kunst-Werk, das man geschaffen hat, um es anderen zu zeigen, sie zu bewegen, sie zu inspirieren. Und in diesem Prozess ist alles erlaubt.

Yoga und Kunst haben noch mehr gemeinsam

Bei beiden ist der Weg das Ziel.

Der Moment, Yoga zu machen ist wichtiger als das Ergebnis strafferer Oberschenkel. Es kommt darauf an, den Moment des Tuns zu genießen, ohne darüber nachzudenken, ob es jemand anderem gefällt oder nicht, ob die Mattennachbarin jetzt gerade besser ist als man selbst oder ob man vielleicht gerade nicht so gerade steht.

Es geht um den Schritt, den man in diesem Moment wagt, die Grenze, die man mit einer Asana oder einer Meditation beschreitet, den Atem, den man neu erlebt.

So ist es auch bei der Entstehung eines neuen Gedichtes, eines Bildes oder Lieds: Der Moment des Tuns ist entscheidend, damit es genauso wird, wie man es sich vorgestellt hat. Ob das Werk dann im Keller oder Kunstmuseum hängt, ist erst mal nicht wichtig. Hauptsache, man hat es überhaupt gemacht und es ist etwas Neues, Einzigartiges, Individuelles entstanden.

Und am Ende haben Yoga und Kunst vielleicht sogar noch etwas gemeinsam: den Glauben an Unsterblichkeit. Den Glauben im Yoga, dass man durch eine positive Haltung die Welt verändern kann, den Glauben in der Kunst, dass es sich lohnt, etwas zu schaffen, was außerhalb des eigenen Körpers, Daseins, Lebens existiert, weiterlebt und die Welt auch ein bisschen zum Besseren verändert.

„Mattenpoesie“ sind Worte, Gedanken und aufgeschriebene Bilder, die mir meistens auf der Matte einfallen. Ob es Kunst ist? Ja, meine Art von Kunst. So wie ich meine Art von Yoga mache.

[yellowbox]Folgende Gedichte stammen aus dem Büchlein „Mattenpoesie“. Drei davon verschenke ich – einfach E-Mail schreiben über www.mattenpoesie.de.[/yellowbox]

1Stille

 

Wie kann man Stille beschreiben?
Schon ein Wort zerreißt sie in tausend Stücke,
ein Gedanke lähmt ihre Kraft und ein kleiner Atemhauch bringt sie zum Erliegen.

Und doch kann die Stille deine Seele zum Klingen bringen,
dass du taub wirst von ihrer Macht,
die tausend Glocken in dir erschwingen lässt.


 

2AUS RUFE ZEICHEN

 

Übe! Täglich! Immer!
Halte! Atme! Länger!
Still! Stiller! Meditiere!

Gesünder! Fitter! Schlanker!
Stärker! Schöner! Sexier!
Besser! Glücklicher! Älter!

Glaube! Liebe! Singe!
Lächel! Verzeih! Vergib!
Dankbar! Zufrieden! Entspannt!

Ich muss gar nix. Punkt.

RUFE ZEICHEN AUS


 

3Was erlaubst du dir?!

 

Ich erlaube mir mich auszuprobieren.
Ich erlaube mir Wut auf Drängler.
Ich erlaube mir Langeweile.
Ich erlaube mir Koketterie.
Ich erlaube mir Schritte ins Fremde.

Ich erlaube mir Genuss.
Ich erlaube mir Poesie.
Ich erlaube mir Kissentränen.
Ich erlaube mir Fernsehschlaf.
Ich erlaube mir schlechte Laune.

Ich erlaube mir Muttertrauer.
Ich erlaube mir Glück.
Ich erlaube mir Hässlichkeit.
Ich erlaube mir den Angstschrei.
Ich erlaube mir Schweigen.

Ich erlaube mir ein Lächeln.
Ich erlaube mir Phantasie.
Ich erlaube mir Schwabbel.
Ich erlaube mir Zweifel.

Ich erlaube mir Mutterhass.
Ich erlaube mir Mutterverstehen.
Ich erlaube mir den weiten Himmel über mir.
Ich erlaube mir spirituelle Öffnung.

Ich erlaube mir Zukunft.
Ich erlaube mir Vergangenheit.
Ich erlaube mir Fehltritte.
Ich erlaube mir Reglosigkeit.

Ich erlaube ihr, mich nicht genug gewollt zu haben.
Ich erlaube ihr, gegangen zu sein.

Ich erlaube mir Luxus.
Ich erlaube mir es besser zu machen als sie.
Ich erlaube mir geliebt zu werden.
Ich erlaube mir Ignoranz.

Ich erlaube mir, nicht gut genug zu sein.

Ich erlaube mir Größenwahn.
Ich erlaube mir Egoismus.
Ich erlaube mir Unsterblichkeit.

Was erlaubst du dir?
Ich erlaube mir mich.


 

Wozu inspiriert Yoga dich? Ich bin gespannt!

Über die Autorin: Susa ist seit 15 Jahren auf der Matte und kann immer noch keinen Kopfstand, was sie aber nicht weiter stört. Ehrgeiz gehört für sie nicht zum Yoga, dafür stets ein Lächeln, das man sich und anderen schenken kann. „Mattenpoesie“ ist ihr zweites Buch im Selbstverlag nach „Mattenfrust – Bekenntnisse einer schlampigen Yogaschülerin“.

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