Aparigraha – Einfach nur SEIN (Das 5. Yama)

5-yama

Zu diesem Yama gibt es in der Literatur vielfältige Übersetzungen und Auslegungen. Gerard Blitz übersetzt es mit:

„sich begnügen mit dem Lebensnotwendigen, auf das Überflüssige verzichten.”

Unter vedanta-yoga.de wird es wie folgt beschrieben:

“Ist Bedürfnislosigkeit beständig, entsteht Wissen über den Sinn der Inkarnation.”

“Mit der Stabilität in Anspruchslosigkeit erlangt man Wissen über das Leben.”

Ralph Skuban benutzt in seinem Buch „Patanjalis Yogasutra“ den Begriff: „Nicht Greifen“. Als Frucht ergibt sich seiner Auslegung nach daraus:

„Wer in Nicht-Greifen gefestigt ist, erkennt den Grund der Existenz”.

Das Nicht Greifen

Wenn ich etwas greife, dann nehme ich es mir, mache es mir zu Eigen, er-greife etwas.

Greifen hat etwas mit meinen Händen zu tun. Meine Hände sind meine Handlungs-Werkzeuge aber auch Instrumente, um zu Empfangen und etwas zu geben. Mit der linken Hand empfange ich, es fließt durch mein Herz und ich gebe es wieder weiter.

Das erinnert mich sehr an das Gesetz der Fülle, das besagt, dass uns alles immer im Übermaß zur Verfügung steht. Und das Geben und Nehmen im Gleichgewicht sein sollen.

Wenn ich in diesem Bewusstsein bin, dann weiß ich, dass immer alles zu mir kommt, was ich gerade für mein Überleben und Wachstum brauche. Es sei denn, ich hege Gedanken des Mangels, mache mir Sorgen um meine Existenz und habe Angst um mein Überleben. Daraus kann folgen, dass ich meine, alles allein tun zu müssen, mich abmühe, abrackere und ständig in Aktion bin. Damit folge ich meinem kleinen Ego.

Für mich ist dieses Yama eng verwandt mit Asteya (Frei werden von Verlangen/Nicht stehlen). Es ergänzt das Yama.

Wenn ich Stabil bin in dem Bewusstsein, dass immer alles da ist, was ich gerade brauche für meinen nächsten „Wachstums-Schritt“ dann kann ich auch zufrieden sein, mit dem, was ich gerade habe. Dann vertraue ich darauf, dass das Leben, Universum, Gott – egal wie ich diese höhere Kraft benenne – immer RECHT hat! Dann muss ich nicht raffen, horten, oder begierig nach äußeren Dingen streben.

Ich erlebe Glück in den kleinen Dingen des Alltags, erfreue mich daran und vertraue darauf, dass das, was sich zeigt und gerade da ist, richtig ist.

Kaffeegenuss

Das Ego und seine Glaubenssätze

Nur mein Ego kann mich aus diesem Vertrauen reißen, indem es mir suggeriert:

“Du bist erst glücklich, wenn Du das noch hast, wenn Du jenes noch tust… Du musst kämpfen um zu überleben.”

Glaubenssätze kommen hier zum Tragen wie zum Beispiel: „Ohne Fleiß kein Preis“, “nur Arbeit macht glücklich“, „ich muss Geld verdienen“, „ich muss mich anstrengen“, „ich bin nicht gut genug“…

„Nicht Greifen“ bedeutet für mich auch: meine Hände mal ruhen zu lassen, inne zu halten, mir bewusst machen, was sich JETZT gerade im Augenblick an Schönheit und Fülle zeigt. Auszusteigen aus dem Drang nach Perfektionismus!

In unserer Konsum- und leistungsorientierten Gesellschaft wird uns ständig eingebläut, dass wir „etwas schaffen“ müssen. Unser Tagesprogramm ist oft so eng gehalten, der Termindruck wächst und man hat das Gefühl, die Zeit rennt nur so. Wir können gar nicht alles erledigen, was wir uns vorgenommen haben. Ich nehme mich da nicht aus. Egal ob in einer Selbständigkeit oder als Angestellte: Wir TUN ständig etwas und vergessen oft zu SEIN!

Wir orientieren uns oft an dem, was fehlt und übersehen, was bereits alles da ist! Wir kritisieren, wir fordern, wir meckern, wir folgen fremden Ansprüchen oder schrauben die eigenen Ansprüche immer höher. Das raubt uns den inneren Frieden und behindert, dass wir uns der Frage nach dem Sinn des Lebens stellen. Wir erkennen nicht den Grund unserer Existenz und warum wir in dieser Welt sind.

Aparigraha

Wie komme ich im Alltag aus diesem Hamsterrad heraus?

Wenn ich mich in unzähligen To Do´s verrannt habe und aus meiner Mitte geraten bin, dann hilft mir, wenn ich mir bewusst Zeit nehme für eine kurze einfache Frage und sie in meinem System wirken lasse:

Was bringt es mir, wenn ich das getan habe? Und brauche ich das wirklich?

Egal, ob ich meine etwas tun oder haben zu müssen! Diese Frage bewirkt in mir innezuhalten, meine Motivation zu überprüfen, meine Begierden und Ängste zu erkennen und die Illusion dahinter zu entschleiern. Friede kehrt ein!

Ich „Be-Greife“ immer schneller, dass ich einfach nur SEIN darf und der Fluss der Fülle mein Geburtsrecht ist! Ich kehre zurück zu mir und kann den Alltag „entschleunigen“ und ruhiger angehen. Ich vertraue dem Fluss des Lebens!

One thought on “Aparigraha – Einfach nur SEIN (Das 5. Yama)

  1. Pingback: Aparigraha - Einfach sein - Heil-Yoga Maria Dieste

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *