Zucker im Ayurveda und ayurvedische Süßigkeiten

In der ausgewogenen ayurvedischen Küche wird viel Wert darauf gelegt, dass alle sechs Geschmacksrichtungen ausgeglichen in den unterschiedlichen Gerichten und auch im täglichen Speiseplan vorkommen.
Darunter fällt natürlich unter anderem auch der süße Geschmack. Doch bedeutet dies, dass Ayurveda und Zucker grundsätzlich zusammenpassen?

Ganz so einfach ist es dann doch nicht! In diesem Artikel möchte ich dir erläutern was ayurvedische Süßigkeiten sind, was sie bedeuten und konkrete Empfehlungen geben.

1Die Elemente Wasser und Erde formen die Geschmacksrichtung „süß“

Die süße Empfindung setzt sich aus den Elementen Wasser und Erde zusammen. Dadurch werden ihr Eigenschaften wie „schwer“, „feucht“, „fest“, und „absinkend“ zugeschrieben. In Maßen konsumiert stimuliert es also ein gesundes Wachstum, kann stabilisierend und erdend wirken.

Bei übermäßigem Verzehr von süßen Speisen und Snacks kann es hingegen zu Gewichtszunahme, Müdigkeit und Lethargie kommen.
Diese „Schwere“ und „Feuchtigkeit“ ist unter anderem auch bei der Zungendiagnostik ganz eindrücklich sichtbar, da der Zungenkörper einen charakteristischen Belag aufweist und die Zunge aufgedunsen wirkt.

2Was bedeutet Zucker im Ayurveda für die einzelnen Konstitutionen?

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Auch das Dosha Kapha wird aus den Elementen Erde und Wasser gebildet und ist somit ebenso von den Eigenschaften der Feste und Schwere geprägt. Daher sind vor allem Kapha-Konstitutionen sehr anfällig für die Auswirkungen von süßen Speisen, da ihr eh schon dominantes Dosha noch weiter gefördert wird. Kapha-Typen neigen eher zu einer Gewichtszunahme als die anderen beiden Doshas.

Auch Pitta Typen sollten maßvoll Süßes genießen, denn sie tragen zu einem gewissen Teil auch das Element Wasser in sich und zuviel Süßes kann sie sehr stark stimulieren und zu Nervosität, Ungeduld und Gereiztheit führen. Eigenschaften, die in ihrem Grundtyp eh schon verankert sind.

Die flattrigen Vata-Typen, welche von den Elementen Äther und Luft geprägt sind, können die erdenden, nährenden und stabilisierenden Eigenschaften des süßen Geschmacks gut gebrauchen um so ihre Grundkonstitution gut in Balance zu halten. Doch zu viel Süße kann stimulierend und aufputschend wirken – beides Charakteristika, die der Vata-Mensch eh schon in sich trägt und nicht noch ausgeprägter braucht.

Diese stereotypische Einteilung bedeutet allerdings nicht, dass ab jetzt nur Vata-Typen zu Schokolade und Eiscreme greifen dürfen! Wie bei vielen Dingen macht die Dosis das Gift und in Maßen kann jeder Grundtyp Süßes genießen. Zudem kommt es ganz darauf an aus welchem Lebensmittel der süße Geschmack stammt.

3Laut Ayurveda ist „süß“ nicht gleich „süß“

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Im Ayurveda wird viel Wert auf die Qualität der Lebensmittel gelegt und die Produkte möglichst naturbelassen und unverarbeitet genossen werden.

Hochverarbeitete Speisen, raffinierter Zucker, Sirup und chemisch-aufbereitete Zuckerstoffe werden im Ayurveda als Ama-produzierende Produkte angesehen. Unter Ama versteht man eine „Gift-ähnliche“ Substanz, die als Ursache für viele Erkrankungen angesehen wird und u.a. unser Agni (das Verdauungsfeuer) schwächt.

Dadurch kann es zu Verdauungsbeschwerden, Magenproblemen, Gewichtszunahme, Flüßigkeitsretention und auch mentale Erschöpfung und Energielosigkeit führen.

Zudem regt ein hoher Zuckerkonsum den Stoffwechsel der Bauchspeicheldrüse und der Leber stark an, was wiederum zu einer Pitta-Dysbalance führen kann. Dies kann sich in Gereiztheit & Nervosität, Magengeschwüren, Sodbrennen zeigen. Langfristig kann es zu einer Ermüdung des Pitta Dosha führen, was sich in einem gestörten Zuckerstoffwechsel (u.a. auch Diabettes mellitus) oder einem geschwächten Immunsystem zeigen kann.

4Welche Art von „Süße“ empfiehlt die ayurvedische Medizin?

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In diesem Zusammenhang ist es wichtig zwischen direkten Süßmitteln und Lebensmitteln, welche mit der Charaktereigenschaft süß assoziiert werden, unterscheiden.

Unter Süßungsmitteln versteht man unterschiedliche Zuckerarten, die sich aus Einzel-, Zweifach-, oder Mehrfachzucker zusammensetzen. Der Ayurveda legt großen Wert darauf, dass diese möglichst unbehandelt sind und neben dem Zucker noch einige Mineralien enthalten und positive energetische Eigenschaften aufweisen:

  • Honig
  • Kokosblütenzucker
  • Shakara (ayurvedischer Rohrzucker)

Die Charaktereigenschaft süß hingegen kann mit den unterschiedlichsten Lebensmitteln verbunden sein. Diese müssen nicht einmal unbedingt direkt süß schmecken oder von Natur aus viel Zucker enthalten. Es geht eher um das Verhalten des Lebensmittels im Körper und dessen energetische Zusammensetzung.

Folgende Nahrungsmittel & Gewürze werden im Ayurveda u.a. mit dem süßen Geschmack assoziiert:

  • Samen: Sesam, Sonnenblumenkerne, Kürbiskerne
  • Gewürze: Zimt, Kardamom, Basilikum, Safran, Nelke, Koriander, Vanille, Muskat
  • Nahezu alle Nüsse: sie sind auf Grund ihrer ölig-süßliche Eigenschaft sehr nährend und erdend
  • (Pseudo-) Getreide: Amaranth, Haferflocken, Quinoa
  • Milchprodukte: Kuhmilch, Ghee
  • Gemüse: Karotten, Süßkartoffeln, rote Beete, Mais
  • Früchte: außer Zitrusfrüchten zählen fast alle Obstsorten zur Geschmacksrichtung süß

5Was sind aus ayurvedischer Sicht die Ursachen für eine Zuckerabhängigkeit bzw. ein übertriebenes Verlangen nach Süßem?

Häufig liegt bei einem sehr starken Verlangen nach zuckerhaltigen Speisen eine Vata-Imbalance vor. Vata setzt sich aus den Elementen Äther und Luft zusammen. Daher ist es in seiner Grundnatur luftig, flattrig und sehr bewegt. Süße verleiht, wie oben beschrieben, Erdung und Stabilität. Liegt nun eine starke Vata-Beeinflussung vor (z.B. weil die Konstitution stark von Vata geprägt ist, der Tages- oder Jahresrhythmus sich in einer Vata-Phase befindet oder aus anderen Gründen eine Vata-Imbalance vorliegt) wird das Verlangen nach etwas Süßen groß.
Hierbei ist es irrelevant ob die Grundkonstitution Vata ist, alle anderen Konstitutionstypen können auch von Vata-Imbalancen betroffen sein.

Da Zucker aber nur zu einem gewissen Teil stabilisiert und aber auch noch stimulierend wirkt, kann Vata noch weiter angeregt werden und die Symptomatik sich weiter verstärken.

Daher ist es aus ayurvedischer Sicht wichtig Vata ganzheitlich zu balancieren und mit nachhaltigeren Maßnahmen (die passende Ernährung, passender Lebensstil, etc.) sanft auszugleichen.

Da Ayurveda die Wissenschaft des Lebens ist, wird viel Wert auf gesunde Rituale und Gewohnheiten gelegt. Eine nachhaltige und bewusste Umstellung auf eine passende Lebensweise mit einem moderaten Zuckerkonsum statt einem radikalen Quick-Fix Programm hilft weitaus mehr und bringt langfristig Erfolg – v.a. für das flattrige Vata-Dosha!

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4 thoughts on “Zucker im Ayurveda und ayurvedische Süßigkeiten

  1. Manuela L. says:

    Weitere Gewürze , deren Rasa (Geschmack) süß ist, sind: Knoblauch, Koriander, Kümmel, Kreuzkümmel.

    Weitere Gemüse, deren Rasa süß ist, sind: Fenchel und Zwiebeln.

    Sicher läßt sich die Liste unbegrenzt fortführen.

    Herzliche Grüße

  2. Stella says:

    Vielen Dank für den tollen Artikel! Jetzt bin ich um einiges schlauer und werde mich um einen Vata-Ausgleich kümmern. Danke!!

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