Wer ist der weise indische Gott Vishnu?
Vishnu (Sanskrit: विष्णु) ist Teil der Dreifaltigkeit, zu der auch die beiden Götter Shiva und Brahma gehören.
Während Brahma der Erschaffer des Universums und aller seiner darin lebenden Geschöpfe ist, ist Vishnu für dessen Erhalt zuständig. Unzählige Male musste er uns Menschen schon vor dem Bösen, vor Dämonen und auch schlechtgesinnten Menschen retten. Durch sein heroisches Verhalten und seinem unerschütterlichen Mut verkörpert er die Liebe und Güte gegenüber allem Lebendigen und hat ein überaus barmherziges und zugleich kraftvolles Wesen.
Woran du Vishnu erkennst
Vishnu hat blaue Haut und vier Arme, die Hände halten symbolisch seine „Glücksbringer“. Von den Bildern leuchtet er mit einer starken Ausstrahlung im königlichen Gewand. Als einer der bedeutendsten Götter ist er dafür da, das Gleichgewicht zwischen Gutem und Bösem auf der Welt zu halten. Ist es gestört, zieht er als Bote los, um diese Balance wieder herzustellen.
Auf manchen Darstellungen ist neben Vishnu seine Gemahlin Lakshmi zu sehen, wie sie Vishnu die Füße massiert. Oft ist auch eine Schlange abgebildet, in den meisten Fällen wirst du außerdem mit zehn weiteren Göttern sehen, die ausnahmslos Vishnu selbst in verschiedenen Formen (Inkarnationen oder Avatare) ist. Alle diese mysteriösen Geheimnisse um die Avatare und die rätselhaften Symbole in seinen vier Händen werden wir für euch im folgenden Beitrag lüften.
Wie Vishnu auf diese Welt kam: Geschichte und Geschichten über Vishnu
Vishnu, der Abgesandte der Götter, steht immer dann aus seinem sehr von Träumen geprägten Schlaf auf, wenn die Welt vor dem Niedergang steht. Um auf der Welt die bösen und guten Kräfte ausgleichen zu können, kann Vishnu verschiedene Gestalten annehmen. Auf diese Weise geht er mit viel List gegen die bösen Mächte an, die der irdischen und der göttlichen Welt Schaden antun oder sie gar vernichten wollen.
Im Folgenden sind zehn der Inkarnationen kurz angedeutet, wobei natürlich niemand weiß, wie viele und welche es darüber hinaus gibt:
- Matsya, der Fisch: In dieser Gestalt rettet er Vaisavaswata und das Boot mit allen Insassen (etwa vergleichbar mit der biblischen Arche Noah)
- Kurma, die Schildkröte: Auf dem aufschäumendem Meer sichert Vishnu den lebenswichtigen Berg Mantatara.
- Varaha, der Eber: Um an gestohlene Vedas zu gelangen, tötet Vishnu den Dämon Hiranyayaksha und erlöst dadurch die Erde.
- Narashinga, der Löwe: Halb Mensch, halb Löwe tötet Vishnu den Dämon Hiranyashasipu, der seinen Bruder Hiranyaksha durch schreckliche Erderschütterungen rächen will.
- Vamana, der Zwerg: Als der Dämon Bali die Herrschaft über die Welt erlangt und die Götter verjagt, tötet Vishnu auch diesen Unhold.
- Parasurama, der Krieger: König Kartavirya, der die Heilige Kuh gestohlen hat, welche alle Wünsche erfüllen kann, wird ebenfalls von Vishnu in Gestalt eines Kriegers getötet.
- Rama, der Held: Vishnu tötet den König Ravana, der Ramas Frau Sita entführt hatte.
- Krishna: In dieser Gestalt tötet Vishnu sowohl Kansa, der Sohn eines Dämons, als auch den tyrannischen König von Mathura.
- Buddha: Vishnu erscheint, um das Leid auf der Welt zu beseitigen.
- Kalki: Auch in unserer Zeit wird Vishnu kommen, wenn die Welt im Niedergang sein wird. Dann wird er auf einem weißen Pferd als Kalki erscheinen.
Gütiger Held und unschlagbarer Siegertyp: Vishnus Symbolik in Kürze
- Vishnu balanciert die guten und bösen Kräfte der Welt aus und „erneuert“ somit immer wieder die Schöpfung
- Beschützer der irdischen und göttlichen Welten
- Seine Waffen sind der Bogen (Sarnga) und das Schwert (Nandaka)
- Die Schlange (Ananta), auf der er manchmal sitzt, ist in den Meeren beheimatet
- Sein Reittier ist Garuda, ein großer und besonders schneller Vogel
Vishnus Symbole hält er in seinen vier Händen
- Die Muschel (Sankha), deren Schall durch die ganze Welt dringt
- Einen Stab oder einen Schlagstock, der ihm im Kampf gegen die Dämonen unterstützt und stützt
- Eine runde, leuchtende Platte oder Scheibe (Vaijra), die er den Feinden entgegen schleudert
- Eine Lotusblume (Padma) als symbolisierte Reinheit und Zeichen der Schöpfung
Welche Bedeutung hat er in der indischen Tradition?
Große Bedeutung in der indischen Kultur hat die Geburt Krishnas (Govinda), die als großes Fest im August gefeiert wird. Der Avatar von Vishnu hat, so die Legende, vor mehr als 3.000 Jahren auf der Welt geweilt. Er kam auf die Erde, um die Menschheit vor den dämonischen Mächten und deren Untergang zu bewahren und sie zu schützen. Es gibt an diesen Festtagen zahlreiche Aufführungen zu seinen Ehren, viel Schmuck und Gottesdienste.
Auch einige andere Inkarnationen werden mit großen Festen gefeiert, etwa die Geburt von Rama. Der gütige Avatar von Vishnu steht symbolisch für Freude und den Fortschritt für den richtigen Weg.
Mit diesem Video kannst du dir das Vishnu Sahasranamam anhören:
Was hat Vishnu mit Yoga zu tun?
Gerne wird Vishnus als Vorbild für verschiedene Yoga-Sequenzen herangezogen, verkörpert er doch gleichermaßen Ruhe und Güte, Gleichgewicht und Balance sowie Kraft und Mut.
Wunderbare Vishnu-Asanas, in denen du dich dem Bewahrer und Retter der Welt nahe fühlen kannst, sind die Berghaltung (Tadasana), gegebenenfalls auch im Liegen als Supta Tadasana, sowie die Blank Pose zusammen mit der Stellung des Kindes (Balasana).
Mit der Bein-Hebeübung Anantasana, die auch „Schlafender Vishnu“ genannt wird, sammelst du wie Vishnu Kraft aus dem Liegen heraus.
Charakteristisch für Vishnu ist zudem natürlich der Krieger (Virabhadrasana).
Vishnu kann dir in mehrfacherer Hinsicht Vorbild im Alltag sein: Er ist immer dann zur Stelle, wenn Unrecht geschieht, wenn Menschen oder böse Mächte eine existentielle Bedrohung darstellen. Voller Mut und furchtlos stellt er sich klug und mit großer Stärke gegen diese Dämonen, die das Böse verkörpern.
Auch du kannst dir dieses „heldenhafte“ Verhalten zu Herzen nehmen: Wer in sich ruht und genau abwägt, bevor er Entscheidungen trifft, wer Stärke zeigt und gegen unausgeglichene Verhältnisse aktiv handelt, gilt als weise und unschlagbar, als gütig, selbstbewusst und friedensstiftend.